Wachtendonk 2030 – grün und vital

Die Kommunalwahl 2020 fällt in eine Zeit, in der die Gedanken der Bürgerinnen und Bürger verständlicherweise noch bei der Bewältigung der Coronakrise sind. Wir sind bei dem Versuch, wieder alle normalen Kontakte zu ermöglichen. Die Krise macht mehr als deutlich, was Wachtendonk auszeichnet, was noch fehlt und mit mit welchen Themen sich das Leben in unserer schönen kleinen Stadt auch in zehn Jahren noch lebenswert gestalten lässt.

Wie können wir die lebensbedrohende Klimakrise abwenden und dabei gleichzeitig unser individuelles Wohlergehen erhalten?

Wie können wir gegen den fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt eine zukunftsorientierte Antwort geben?

Wie können wir eine bäuerliche Landwirtschaft als prägenden Bestandteil des Ortslebens erhalten und Natursschutz und Tierwohl sicherstellen?

Leben und Zusammenleben – grün, nachhaltig und verantwortlich

Klimaschutz – strukturiert und geplant

Nach einem eher mühsamen Start der entsprechenden Diskussionen im Gemeinderat konnten wir als B’90/Die Grünen die anderen Fraktionen weitgehend davon überzeugen, dass über Klimaschutz nicht nur in Berlin geredet, sondern vor allem auch in Wachtendonk gehandelt werden muss. Der Beitritt zum Klimabündnis und die Verabschiedung eines Klimaleitbildes für Wachtendonk sind ebenso augenfällige Zeugen dafür, wie eine schon geänderte Herangehensweise an die Planung neuer Gebäude und Baugebiete.

Bei der Gestaltung der Energieversorgung haben Bürgermeister, Gemeinderat und Verwaltung die Möglichkeit, eine klimafreundliche Energieversorgung in Ihrer Region aktiv mitzugestalten. Dabei verfolgen wir das Ziel einer sauberen regionalen Energieerzeugung, mit der die Wertschöpfung in unseren Orten ausgebaut wird und die Bürgerinnen und Bürger direkt oder indirekt davon profitieren können.

Mit der Investition in eine Windkraftanlage zusammen mit der Stadtwerke Krefeld AG hat unsere Gemeinde bereits den ersten Schritt zur indirekten Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger begangen. Hierbei fließen die auf Dauer anwachsenden Ausschüttungen aus dem Betrieb der Anlage in den Haushalt der Gemeindewerke und sollen somit notwendige Preissteigerungen bei denFrischwasserkosten vermeiden, zumindest abfedern.

Mit unserer Forderung, alle gemeindeeigenen Dachflächen mit Fotovoltaikanlagen auszurüsten, würde unsere Gemeinde ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. Alle Bürgerinnen und Bürger, Gewerbe und andere Akteure sollen daduch motiviert werden.

Doch ist dies trotz allem nur der Beginn eines langen Weges, der weitere Schritte umfassen muss:

  • Auf 30 Jahre ausgerichtetes Programm zur Reduzierung der lokalen CO2 Emissionen von ca 80 000 t pro Jahr auf Null im Jahr 2050 oder früher.
  • Versorgung aller sinnvoll einzubeziehenden Häuser mit nachhaltig erzeugter Wärme und Kälte, insbesondere auch des historischen Ortskernes.
  • Bestehende kommunale Gebäude mit Photovoltaik bestücken soweit möglich und noch nicht geschehen.
  • Moderater Ausbau an Windenergieanlagen, Repowering ermöglichen. Der Überschuss an nachhaltig erzeugtem Strom auf dem Gebiet von Wachtendonk soll ausgebaut werden.
  • Schutz auch des Grundwassers durch alternative Landwirtschaft.
  • Programm zur systematischen Begrünung von Flachdächern und Fassaden auch bei gemeindeeigenen Gebäuden.
  • Wettbewerb zur Verbindung der Maßnahmen mit den Anforderungen des Denkmalschutzes.
  • Kommunale Brachflächen durch Aufforstung oder Umwandlung in Grünflächen aufwerten.
  • Gezielte Sicherstellung der Nachbepflanzung mit ausreichend Bäumen, wenn bestehende Bäume entnommen werden müssen.

Neue Mobilität für Wachtendonk

Gleichberechtigte und nachhaltige Mobilität zu ermöglichen, ist eine der zentralen Aufgaben für die nächsten Jahre. Verkehrspolitik, die nicht mehr das Verbrenner-Auto in den Mittelpunkt stellt, sondern die vielfältigen Möglichkeiten Ziele zu erreichen kombiniert – darum geht es uns.

Eine gute Anbindung an den RE10, die linksrheinische Verbindung von Kleve nach Düsseldorf und/oder Duisburg, steht dabei im Mittelpunkt. Wir setzen uns ein für schnelle Buslinien zu den Bahnhöfen in Kerken und/oder Kempen, sowie gut ausgebaute Radwege dorthin.

Das Fahrrad ist für uns ohnehin mehr als nur ein Bestandteil der Freizeitgestaltung. Wir setzen uns ein für beste Rahmenbedingungen der Alltagsfahrradmobilität. Dafür müssen mehr Fahrradstraßen ausgewiesen werden, Radwege teils deutlicher gekennzeichnet, breiter und als Vorfahrtwege eingerichtet werden. Im Winterdienst müssen sie ebenso zeitig geräumt werden wie Strassen und natürlich auch schlaglochfrei befahrbar sein.

Der Ausbau von Radschnellwegen entlang der Achsen zu den Mittelzentren für Einkauf, Arbeit, Sport und Kultur ist eine der Lösungen für eine moderne Mobilität.

Fast noch wichtiger sind allerdings flexible Bussysteme, die kindgerecht und gleichzeitig im Alter gut nutzbar sind. Beim Kreis und im Landschaftsverband setzen wir Grüne uns zudem ein für ein einfaches Tarifsystem und bezahlbare Tickets.

Da aber insbesondere auf dem Land das Auto auf absehbare Zeit unverzichtbar bleiben wird, gilt es auch hier alles dafür zu tun, den Individualverkehr so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Neue Baugebiete werden zentrale Parkhäuser erhalten, die einfach mit Ladestationen für E-Mobile ausgestattet werden können und wo dann die Einrichtung von Carsharing-Angeboten realistisch wird.

Für den Ortskern Wachtendonk setzen wir uns weiterhin ein, wieder einen verkehrsberuhigten Bereich einzurichten, wo Autos und Fußgäner*innen gleichberechtigt sind, wo Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer*innen gefahrlos den Strassenbereich mitbenutzen können.

Beschützen und Bewirtschaften unserer Naturschätze

Wachtendonk hat als nördlichster Bereich des Naturparks Maas-Schwalm-Nette eine beeindruckende Vielfalt typisch niederrheinischer Naturschätze zu bieten. Für uns steht der Erhalt biologischer Vielfalt an oberster Stelle auf der Tagesordnung kommunaler Politik.

Deswegen setzen wir uns ein für einen möglichst geringen Flächenverbrauch. Das Ziel, pro Tag in NRW nicht mehr als 5 ha Land zu versiegeln, bedeutet für Wachtendonk nicht mehr als 70 qm pro Tag. Neue Baugebiete müssen also verdichtet werden und höhere Gebäude ermöglichen.

Geringerer Flächenverbrauch heisst auch, keine weiteren Kiesabbauflächen in unserer Gemeinde ausser den bereits genehmigten.

Immer mehr Menschen legen wert auf regionale, nachhaltige und gesunde Lebensmittel. Wir möchten eine Landwirtschaft unterstützen, die im Einklang mit der Natur arbeitet, gentechnikfrei, umwelt- und tierverträglich wirtschaftet. In Kooperation mit den leider nur noch wenigen verbliebenen landwirtschaftlichen Betrieben wollen wir die ökologische Bewirtschaftung insbesondere der Ackerränder und Uferbereiche voranbringen.

Die Art der Flächenbewirtschaftung prägt die biologische Vielfalt. Auf unseren Antrag hin erfolgt die Bewirtschaftung der öffentlichen Grünflächen innerorts und in den Aussenbereichen durch den Betriebshof bereits ohne Glyphosat und andere Pestizide.

Bei der Ausweisung neuer Baugebiete wollen wir die Vergabekriterien an ökologischen Vorgaben orientieren. Da biologische Vielfalt nicht nur auf öffentlichen Grünflächen gefördert werden kann, werden wir uns dafür einsetzen, die Gestaltungssatzung so weiter zu entwickeln, dass Schottervorgärten unmöglich werden und gezielt einheimische standortgerechte Pflanzen verwendet werden.

Den Generationen ein Angebot

Die Bedürfnisse der unterschiedlichen Generationen sollen bei den Angeboten der Gemeinde  Wachtendonk berücksichtigt werden, dabei darf aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation nicht zu Benachteiligungen führen.

Angebote für Senioren, Familien, Kinder und Jugendliche müssen immer wieder den geänderten Bedürfnissen angepasst werden.

Insbesondere hinsichtlich der Jugendarbeit ist Wachtendonk durch eine eher konfuse Phase gegangen, da die Jugendeinrichtung in Wachtendonk sehr plötzlich anders genutzt werden musste. Ohne den sehr hartnäckigen Einsatz von B90/Die Grünen wäre im Folgenden wenig bis gar nichts passiert. So aber konnte zunächst mal eine provisorische Lösung gefunden werden und eine endgültige Lösung für eine Jugendeinrichtung ist in Sicht. Es bleibt aber noch vieles zu erledigen:

  • Jugendarbeit braucht Kontinuität. Jugendarbeit braucht Zeit und Kapazität, um auf Jugendliche zugehen zu können. Gespräche und Beratung werden nur bei klar erkennbarem Angebot nachgefragt. Dafür braucht es Schulsozialarbeit, dafür braucht es Streetwork, dafür braucht es ein Jugendheim als Anlaufstelle mit vielfältigem Angebot und sinnvollerweise eine Vernetzung aller Angebote. Jugendarbeit muss kontinuierlich weiterentwickelt werden unter Beteiligung der Jugendlichen, der ausführenden Personen und der Zivilgesellschaft.
  • Wir setzen uns dafür ein, ein neues Jugendzentrum in Wachtendonk zeitnah zu eröffnen , das neben dem offenen Bereich viele andere Angebote zusammenführt, wie Beratung und individuelle Hilfen, Hausaufgabenhilfe, Sprachkurse, Kulturangebote, Ferienmaßnahmen, Schulangebote, Projektarbeit in Kindergärten und Schulen, Bewerbungstrainings, einen Freizeitbereich mit Internetcafé, Kochgelegenheiten, einer (Kreativ-) Werkstatt, Billard, Kicker, Anlaufstelle für Streetwork und vieles mehr. Dabei erfahren geschlechtsspezifische Arbeit, geschlechterdifferenzierte Angebote sowie Integration und Inklusion besondere Bedeutung.
  • Um die konzeptionelle Ausrichtung, die Zusammenarbeit der sozialen Dienste, Familien- und Jugendhilfe vor Ort zu fördern und vernetzte Angebote für Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene und Familien zu entwickeln, setzen wir in einem ersten Schritt auf die moderierte Konzeptarbeit. Dabei wird unter externer fachlicher Moderation, gemeinsam mit den Fachkräften vor Ort ein zukunftsweisendes Konzept für die Jugend- und Familienarbeit in Wachtendonk entwickelt.

Junge Familien sollen sich wohlfühlen in Wachtendonk, wo die Kinder in sicherer und natürlicher Umgebung aufwachsen können, mit einem kompletten Angebot für alle Generationen entweder im Ort selber oder in Kooperation mit Nachbargemeinden.

Auch auf Initiative und unter Mitwirkung unseres Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeisterkandidaten hat sich ein Verein zum Aufbau einer privaten Schule entwickelt, der es geschafft hat, dass am 12.08.2020 wieder eine weiterführende Schule in Wachtendonk an den Start geht. Damit ist es gelungen, den Standort für eine weiterführende Schule in Wachtendonk zu erhalten.

Altersgerechtes Wohnen muss weiter attraktiv ausgebaut werden. Mit der Umsetzung des integrierten Handlungskonzeptes wird auch endlich eine langjährige Forderung von B90/Die Grünen umgesetzt, den historischen Ortskern barrierefreier zu gestalten.

So wie öffentliche Verkehrsräume barrierefrei gestaltet werden müssen, gilt diese Anfoderung auch für den digitalen Auftritt unserer Gemeinde mit ihren Verwaltungsstrukturen, Aufgabenbereichen und Angeboten auf verschiedenen Ebenen. Wichtig ist dort der Gebrauch einer verständlichen Sprache, einer selbsterklärenden Homepage auch mit Dienstleistungen für spezifische Anliegen und Bedürfnisse eingeschränkter und älterer Menschen.

Alle Vereine im Bereich von Sport, Kultur oder Tradition sind unverzichtbarer Teil des Gemeindelebens. Deren Unterstützung mit Mitteln des Gemeindehaushaltes soll erhalten bleiben. Neue Ideen, wie zum Beispiel die Bürgerprojekte, wollen wir aufgreifen und weiter ausbauen. Insbesondere wollen wir, dass die in vielen Bereichen schon als selbstverständlich angesehenen ehrenamtlichen Tätigkeiten stärker gefördert werden.

Wir wollen Kultur erfahrbar machen. Mit dem Kulturkreis verfügt Wachtendonk über eine von der Gemeinde unterstützte aktive ehrenamtliche Gruppe, die jedes Jahr ein beachtliches Programm im Bürgerhaus auf die Beine stellt. Der Gruppe Aqua des Kulturkreises wird von den Gemeindewerken das Gebäude des alten Wasserwerkes für Kunstaktionen aller Art zur Verfügung gestellt. Genauso zur Kultur zählen aber Theateraufführungen, lokale Musikvereine und traditionelle Feste, wie Feste der Straßengemeinschaften und das Weinfest.
Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass diese Aktivitäten weiter geführt und finanziell unterstützt werden. Wir sehen in der Arbeit dieser Gruppen eine Steigerung der Lebensqualität in Wachtendonk.

Solide wirtschaften

Nicht zuletzt aufgrund der kontinuierlichen Initiativen von B90/Die Grünen ist Wachtendonk nicht nur schuldenfrei, sondern verfügt über finanzielle Reserven und auskömmliche Steuereinnahmen. Wie sich das Corona-Jahr auswirken wird, ist noch nicht gänzlich abzusehen, deswegen ist eine gewisse Vorsicht angesagt auch beim Blick in die finanzielle Zukunft. Wir wollen daher:

  • Schuldenfreiheit möglichst erhalten, Kreditaufnahmen nur für Investitionen und wenn die Abschreibungen finanzierbar sind, aber nicht zur Begleichung laufender Kosten.
  • Einnahmen der Gemeinde über Wirtschaftsförderung sichern.
  • Moderne und periodenbasierte Finanzierungsoptionen mit den Bürgern und Bürgerinnen diskutieren, das könnte eine befristete Erhöhung der Grundsteuer bedeuten, um spezielle Projekte zu finanzieren.

Mehr Demokratie vor Ort

Bisherige Vorschläge unsererseits haben bereits zu mehr Offenheit bei der Entscheidungsfindung geführt. Auf unseren Vorschlag hin wurden 25 000 € in den Haushalt für Bürger*innenprojekte eingestellt. Aber es kann und muss noch mehr getan werden:

  • Programme für Demokratie, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in allen Einrichtungen (KITA, Jugendtreffs, Schulen).
  • Mehr direkte Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger*innen auch über die Webseite der Gemeinde.
  • Halbjährliche themenbezogene Foren zur Weiterentwicklung der Gemeinde.
  • Entwicklung der Webseite der Gemeinde hin zu einer wirklichen Bürger*innen- und Dienstleistungsplattform.

Neues Wohnen in Wachtendonk

Die kommenden Baugebiete bestimmen die Standards für Leben und Zusammenleben der nächsten Jahrzehnte. Wir konnten die anderen Fraktionen bereits teilweise überzeugen, hohe soziale und ökologische Anforderungen zu formulieren. Es sind aber noch weitere Schritte erforderlich. Baugebiete mit Vorgaben für klimaschonendes, behagliches und buntes Wohnen:

  • Bunt gemischte Baugebiete statt Einheitshäuser.
  • Integration von Flächen für Selbstständige und kleine nicht störende Gewerbebetriebe.
  • Systematisches Programm zum Mietwohnungsbau innerhalb neuer Baugebiete und auf weiteren nur dafür bestimmten Flächen.
  • Mindestens 30 % Mietwohnungen in den Baugebieten und davon wenigstens ein Drittel der Wohnungen mit Sozialbindung.
  • Zentrale Parkgelegenheiten mit E-Ladestationen und Fotovoltaikdächern.
  • Bauen in die Höhe wo möglich, statt in die Fläche.
  • Passivhausstandard bis hin zu Null-Energiehäusern.
  • Bei Neubaugebieten Grünflächen mit Aufenthaltsqualität einplanen / schaffen
  • Muldenversickerungen und multifunktionale Park- und Grünfächen sowie Regenwasserzisternen als Überlaufwasserspeicher zur Wasserversorgung im Sommer und zur Minderung der möglichen Folgen von Starkregenereignissen